Sonntag, 23. März 2008

WE ARE THE WORLD!!! ...Das große Tourtagebuch

Donnerstag, 20.03.2008, Leipzig, Proberaum

Wir staunten nicht schlecht, als die Woyzecks heute gegen acht mit dem Mobil aus der Hauptstadt anrollten, dass uns ab Freitag 10 Tage lang durch die verschiedensten Winkel Europas transportieren soll: eine extra hohe und extra lange Version des Mercedes Sprinter, 9 Sitzplätze, riesige Ladefläche, eine Schlafetage mit Platz für drei Leute, Navigationssystem, um das sonst gebrauchte LarsLars bei der Arbeit zu unterstützen und eben jenem die Möglichkeit zu gewähren, auch einmal auf einer der hinteren Bänke Platz zu nehmen, denn nur von dort aus kann man das mitgelieferte Entertainment - Programm in vollen Zügen geniessen: DVD – Player und PlayStation2 – holla die Waldfee, was für ein Wahnsinn.
Wir bestaunten also erst einmal den Bus, danach die vorfreudeerfüllten Gesichter von Banschi, Kathrin, Nobse und Acke und nach der Begrüßungszeremonie ging es an die Arbeit.
Von langer Hand war eine gemeinsame Probe geplant, in der wir zusammen einen Klassiker der Musikgeschichte erarbeiten wollten, einen Hit also, den jeder kennt, d.h. und Woyzeck gemeinsam auf der Bühne. Da die gesamte bevorstehende Tour ja aus der Grundidee der Völkerverständigung, des kulturellen Austausches und des Gedankens des Friedens erwachsen ist, war die Wahl des zu covernden Stückes eine leichte Aufgabe: „We are the world“ sollte es werden, dieser unglaubliche Megahit von Michael Jackson und allen anderen Größen der Musikszene...we are the world, we are the children...eine wunderbare Hymne für unsere Europarundreise!
Nachdem wir aufgebaut hatten gab es zunächst einen kleinen Imbiss und einige Ideen bezüglich des Liedes wurden geäußert. Dann wurden Ablauf und Textverteilung besprochen und schon ging es an die Instrumente. Nach 3 Stunden war der zweite Refrain so laut, dass Banschi nicht ohne Stolz bemerkte: „Ick wees, da fliegen Dir die Ohr´n weg, awwa datt wolln die Leute so!“ Das war sozusagen die Antwort auf die Frage, ob das Lied nun fertig sei.....
Ein Unternehmen Tour bringt immer auch so einige organisatorische Aufgaben mit sich, die gelöst werden wollen. Deshalb gab es nach getaner musikalischer Arbeit noch einmal eine kleine Lagebesprechung dazu, Philipp stellte uns DAS GANZ NEUE TESTAMENT vor, eine Enzyklopädie des Tourablaufes mit Daten, Fakten, Hintergründen, Wissenswertem und vor allem mit Antworten auf (zumeist von der Rückbank) viel gestellte dumme Fragen a la „Wann müssen wir da sein? Wo sind wir noch mal am Dienstag? Wo liegt eigentlich Ljubljana? Was ist der Unterschied zwischen einem Krokodil?“ Wir fertigten in minutiöser Kleinstarbeit eine Liste des Eingepackten an, überprüften ein letztes mal das Equipment auf Vollständigkeit und dann ging es schon in die Betten.

Freitag, 21.03.2008, Zittau, Quasimodo

Nun endlich war der Tag ran, der Bus angefüllt mit 8 wunderbar gelaunten jungen Menschen aus Berlin und Leipzig und auf dem Weg zum Proberaum. Dort wartete das Einladen der Technik, die Premiere der größten Packaktion seit Bestehen der Band – es mussten verladen werden: 4 Gitarrenboxen, zwei Bassboxen, 5 Gitarren – und Bassamps, ein grosses Effektcase, eine Blumenbank, ein komplettes Schlagzeug, mehrere Zutaten eines zweiten Schlagzeuges, unendlich viele Kabelkoffer, 8 Gitarren, mehrere Mikroständer, 8 große Rucksäcke, acht Schlafsäcke, 8 Isomatten, eine grosse Kiste mit hochprozentigem Alkohol, ein 500g – Becher Tzatziki, 8 kantige Menschen und ein Kasten Wernesgrüner.
Das Kuriose an der Geschichte: nach 20 Minuten Anordnung hätten noch 2 weitere Boxen ins Auto gepasst....wir hattten in Ebenen gebaut und jede Ebene einzeln fotografiert, um das Gelumpe immer wieder gleich zu verpacken.
Es war nun alles startklar für den ersten Ausflug: Zittau – wo kann man eine Tour besser beginnen als in Zittau!?!? Leider war der Ort der Ostermesse dieses mal nicht das Emil, sondern ein ebenso feiner Laden namens Quasimodo, gleich neben dem Bahnhof der Zittauer Schmalspurbahn. Auf dem Weg dorthin hielt unser aller Lieblingstrucker Banschi am Lenkrad des Busses die Füße still, denn der Tempomat machte die ganze Arbeit und so gings flott ins Tal der Ahnungslosen.
Dort angekommen flößten wir den Bus in gemeinschaftlicher Einwinkarbeit rückwärts vor den Laden und luden aus, bauten auf, checkten Sound, aßen lecker Nudeln mit Letscho und tranken ein Bierchen. Leider wurde unser Highway Tiger Banschi von einer Kolonie Grippe – Viren überfahren, innerhalb von ein paar Stunden verschlechterte sich sein Zustand ungemein und so war er gezwungen, die Zeit vor dem Beginn des ersten Tourkonzerts in der Waagerechten zu verbringen.
Halb elf war es dann soweit, Woyzeck enterten die mit Equipment nur so zugekleisterte Bühne, das allererste von 7 Konzerten in 10 Tagen und es schlich sich nach den Einstiegs - melodien ein wunderbares Wohlgefühl in den Bauch!
Die meisten Schaulustigen waren schon leicht angetrunken, sodass sie schaukelnd wie Bojen das Berliner Floß wohlwollend passieren ließen, das sich, noch etwas wackelig, seinen Weg durch die Gehörkanäle bis in die ein oder andere Blutbahn ruderte.
Danach waren wir schon an der Reihe, und auch bei uns ging es noch etwas wackelig zu, allerdings wurde dies wie immer durch ein konstantes Tempo im kaum noch messbaren bpm – Bereich überspielt. Durch die Woyzeck – typische Konstellation der Bassanlage an der linken Bühnenwand mit Beschallung auf die Bühne war ich in der glücklichen Lage, während des gesamten Konzertes Philipps ausladenden Basskunststücken in einer beeindruckenden Lautstärke zu lauschen und dazu zu singen. Sonst war der Sound auch super, das Publikum – wie auch schon bei Woyzeck – unterstützte tatkräftig durch lautes Mitgrölen (fast) aller Texte und Schunkeleien – ein Spass!!!
Nach Festhalten mit Loslassen enterten dann noch einmal die Woyzecks die Bühne, um die Premiere von „we are the world“ mit uns zu begehen. Dazu wurde die eigens dafür mitgebrachte Seifenblasenmaschine angeschmissen, nach den ersten 3 Zeilen lagen sich die Bojen im Publikum schunkelnd in den Armen und wir rumpelten uns ohrenbetäubend in die Bridge. Kaum zu fassen, aber das hat wirklich richtig Spaß gemacht, auch wenn ich ganz vorne am Bühnenrand den Michael Michael mimen musste.
Mikrokosmos 23 waren die Nächsten, denen die ehrenvolle Aufgabe zuteil wurde, die anwesenden Leute, von denen die meisten nun schon schwankten wie Hochseebojen bei rauer See, zu bespaßen, was ihnen auch trefflich gelang. Girolamos aus Hamburg hatten danach noch ihren dritten Auftritt, der mir persönlich ein wenig kurz erschien, die Gründe dafür blieben uns aber verschlossen.
Nachdem das Programm gespielt, der Drops also gelutscht war, wurde der Bus wieder vollgepackt und ins Emil transferiert, wo sich unser Schlaflager befand. Die Jungs und Mädels von den beiden letzten Bands blieben noch ein wenig und legten später einen Spaziergang zum Emil ein. Philipp, Banschi und Kathrin waren schon ins Bett gegangen, während wir anderen uns die Daumen wund kickerten, bis die Spaziergänger auch anlandeten.
Natürlich waren die Jungs und Mädels gnadenlos zugezogen, sodass verrückte Ideen durch die halbintakten Hirne schossen wie Pilze aus dem Boden und unterwegs ein paar kleinere Missgeschicke passierten, über die lautstark diskutiert werden musste. Am Ende bekamen sie das Kind aber geschaukelt und es kehrte eine nicht allzu lange währende Ruhe ein.

Samstag, 22.03.2008, Transit Zittau – Neusiedl am See (Aut)

Heute war ein Tag im Bus angesagt. Wir reisten bequem von Zittau nach Neusiedl am See in Österreich, ca. 500 km quer durch 5 Länder, von denen einer im Bus besonders wenig zu sehen bekam: Lars, sonst zuverlässiges Navigationssystem und treuer Beisitzer von Lonely Teddybear Philipp. Unser angehender Chirurg testete seine Motorik auf Ausdauerqualitäten, indem er sich 7 Stunden ohne Unterbrechung der PlayStation widmete. Besonders prekär waren dabei die Situationen, bei denen der Bus durch die hügelige und kurvige Dorflandschaft Tschechiens gesteuert wurde. Durch das Starren auf einen festen Punkt unterhalb der Decke im Bus und der Bewegung in der Umgebung stellte sich eine Art Seekrankheit ein und man musste aufpassen, dass einem das leckere Frühstück nicht wieder entglitt. Dennoch hielt Lars durch bis vor die Tür der Jungendherberge in Neusiedl, die heute unser Domizil ist. Der Rest des Abends verlief unspektakulär: einchecken, was essen, duschen, Sachen trocknen, noch ein bisschen Karten spielen, über die Körper der eigenen Bandmitglieder lustig machen (auch wenn man im Glashaus sitzt), schlafen.
Gute Nacht!

Sonntag, 23.03.2008, Transit Neusiedl am See – Ljubljana

Nach einer sehr früh begangenen, aber ebenso früh beendeten Nacht saßen wir heute morgen schon um sieben im Esszimmer der wohl am jugendlichsten eingerichteten Jugendherberge Österreichs und frühstückten Brötchen mit Nutella und Leberwurst aus kleinen Plastikdosen. Banschi ging es den Umständen entsprechend: beschissen. Dazu gesellten sich leider auch seine Zimmer – und Bandgenossen Acke und Nobse, die leichtes Unwohlsein anmeldeten und auch nicht mehr allzu frisch aussahen.
Wir mussten die Herberge spätestens um 10 verlassen haben, entschieden uns aber für eine noch frühere Abfahrt, um im Zielort Ljubljana noch ein wenig von der Stadt zu sehen. Diese war gegen 14.00 Uhr erreicht – natürlich wieder einmal nicht ohne Handmuskeltraining bei einer Runde digitalen Fussballs! Unsere Herberge für die nächste Nacht heißt „Vila Veselova“, ein Hostel, welches seinesgleichen sucht: eine wunderschöne slowenische Altbauvilla wurde größtenteils in ihrem romantisch – staubigen Ambiente gelassen, allerdings sind moderne Sanitäranlagen installiert und alles auf dem neuesten Stand. Jede Etage hat eine eigene kleine Kochgelegenheit mit Aufenthaltsraum, alles verwinkelt und ganz sanft beleuchtet. Das Zimmer selbst bietet 4 Doppelstockbetten, allerdings nicht im herkömmlichen Stil, sondern in einer Art Eigenbau, sodass jeder Gast seine eigene kleine bettgroße Kabine hat, mit Leselampe, Steckdose und tausend Fächern für Kleinkram.
Nach dem Beziehen der Herberge ging es sofort zu Fuß in die Stadt, was sich später zu einem Fußbad entwickelte, weil der leichte Regen zu starkem Schneetreiben mutierte. Vorher allerdings statteten wir der Innenstadt einen kleinen Besuch ab und nahmen den Fahrstuhl hinauf zur Burg der Stadt, wo wir eigentlich die Aussicht geniessen wollten, es aufgrund des Wetters aber vorzogen einen Kaffee zu trinken. Runterwärts ließen wir uns aber das Laufen nicht nehmen und so machte am Fuße des Berges so mancher Schuh den Eindruck, man würde barfuss durch eine nie enden wollende kalte Pfütze schreiten. Deshalb sprangen wir auf dem schnellsten Weg in die trockenen (Hand-)Tücher unserer gemütlichen Herberge, die drei Erkrankten verkrochen sich ins frisch bezogene Bett und suchten ein wenig Erholung.
Abends war für Lars und mich noch ein kleiner Spaziergang zur Pizzeria angesagt, bei dem Lars sich seine Schuhe wieder und ich ein neues Paar unter Wasser setzte, weil es immer noch schneite, als hätte Goldmarie Frau Holle nie verlassen. Es gab für jeden eine riesige Pizza, wahlweise mit Schokoladensoße und Ananas, nach dem Essen waren alle völlig fertig und nun sind alle Lichter aus....

Montag, 24.03.2008, Maribor, Gustav Club (SLO)

Auch heute konnten wir aufgrund des seinem Namen alle Ehre machenden FRÜHstücks nicht wirklich auspennen, die Zimmer mussten außerdem bis 10 leer sein. Hieß also um 8 aufstehen.
Nach der obligatorischen Duschorgie war uns im Aufenthaltsraum ein Buffet bereitet und wir genossen dieses bei gemütlichem Fernsehen eines deutschen Senders. Das fliegende Klassenzimmer vertrieb uns die Zeit bis zur Abreise gegen 3 und ein Kaffee nach dem anderen floss in die müden Kehlen.
Heute stand nach 2 Tagen Pause ja auch wieder ein Konzert im ganz neuen Testament und die Voraussetzungen dafür waren spitze: Nobse krank, Acke krank, Banschi krank und langsam schwächelte auch Katrin – ganz Woyzeck war also angeknockt, als wir in Maribor das Floß an den Steg im Hafen des Gustav Club manövrierten. Der Club ist Teil des Pekarna Kulturzentrums, ein riesiges Gelände mit verschieden genutzten Räumlichkeiten – Cafés, Galerien und Werkstätte, Büros und Infoläden. Und eben jener riesige Konzertraum mit einer extrem hohen Bühne und fetter Anlage. Nach einem kleinen Stadtbummel mitsamt Einkehr in einem Café ohne Karte und Wechselgeld luden wir aus und Woyzeck machten sich an den Soundcheck. Schon beim Testen des Mikros mussten wir traurig feststellen, dass die Stimmen wohl eher weniger Lust auf Singen hatten und so musste die Setliste eingekürzt werden, wir entschieden uns für Woyzeck als erste Band und nun gab es Essen. Durch die Selbstversorgung in den letzten Tagen waren wir wohl noch nicht ganz auf (Na)Tourkost eingestellt, denn heute gab es zum ersten mal RMS und keiner hatte großen Appetit. Dafür schmeckte aber das Bier ziemlich lecker, mit dem wir uns die letzten Tage auch überhaupt nicht beschäftigt hatten. Dreiviertel zehn waren Woyzeck dann auch schon dran und gaben sich die größte Mühe, den leider nicht allzu zahlreichen Zuhörern trotz ihrer geschundenen Körper ein schönes musikalisches Erlebnis zu kredenzen. Meines Erachtens nach gelang ihnen dies auch und so enterten wir gut gelaunt die Bühne. Der unglückliche Umstand, keinen Soundcheck gemacht zu haben, bedämpfte zwar nach dem Linecheck etwas die Stimmung, dennoch würfelten wir lustig die Setliste und Textabläufe durcheinander und die ein oder andere volle Bierdose über die Bühne, von deren Inhalt und dessen Inhalt war nämlich schon so einiges in die Blutbahn geraten.
Nach einer wackeligen halben Stunde gab es zum zweiten mal die Tourhymne, dieses mal ganz spontan und von mir veranlasst ohne Bridge, und wieder stiegen die Leute gut darauf ein. Mittlerweile waren auch Leute eines Soundsystems da, die bereits 2 Tage zuvor die Halle bespielt hatten, die wollten dann noch jammen und hatten eigenartige Musik auf ihren Game Boys, die sie, sozusagen als AfterShow – Party, den Leuten ungefragt in die Tanzbeine knallten. Wir aber räumten den Bus ein, parkten diesen um, gingen Zähne putzen und liegen nun schlafbereit in unserer Hochbettenburg. Licht aus!!

Dienstag, 25.03.2008, Mailand, Pergola Squat (ITA)

Nachdem die Fahrten der vergangenen Tage streckentechnisch im Rahmen geblieben waren, gab es heute die erste große Überfahrt: Maribor – Milano, 630 km, 7 Stunden Bus.
Natürlich hieß das: Ausschlafen is nich! Wir hatten keine Halbpension und rollten deshalb gegen 10 an einem slowenischen Supermarkt vor und staunten nicht schlecht, als das Frühstück zur teuersten Angelegenheit der gesamten bisherigen Selbstverpflegung mutierte, weil hier übelste Preise an der Tagesordnung sind. Egal, wir suchten uns einen lauschigen Parkplatz und rasteten, allerdings auch fast aus, denn es war bitterkalt. Also schnell ein Schnittchen geschmiert und ab dafür Richtung Stiefel.
Wir d.h. – Zockerfreunde hatten uns vorgenommen, während der gesamten Überfahrt nicht zu zocken, einfach um den Erkrankten ein wenig Ruhe zu gönnen. Das gelang uns tatsächlich auch, indem wir Film schauten...
Die Grenzüberfahrt war kein Ding, das Wetter dafür aber ein dickes! Wüster Schneefall bei Einfahrt in die Alpen, schlechte Sicht und Italien von der hässlichen Seite. Da wir aber am Südrand der Alpen entlang von Ost nach West fuhren, wurde das Massiv bald prächtiger und fing somit die Wolken ab und die Sonne zeigte sich – noch ein paar Kilometer weiter war strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen, Italien von seiner schönen Seite!
Dieses wunderbare Panorama zur Rechten ließ sich die lange Fahrt ertragen, und so landeten wir Stunden später in der Modehauptstadt Mailand, die wir ja auf den vergangenen Touren schon ein wenig kennenlernen durften, und die uns auch dieses mal mit ihren typischen Attributen empfing: wüster Verkehr, vierspurige Kreisverkehre, 200 Puls für Fahrer Philipp und ein leicht vertrübter Duft. Und natürlich etwas mehr als busbreite Gassen mit Parken links und rechts...
Glücklicherweise hatten wir dieses mal ja das inzwischen liebevoll Birgit getaufte Navigations –system, und Birgit kennt sich aus, sogar in den kleinsten Gassen Italiens findet sie den Weg nach Rom. Unser Rom sollte heute der Pergola Squat sein, mitten in Mailand gelegen und gebucht von unseren Bandkumpanen von den Minnie´s. Luca war schon vor Ort, als wir den Bus in Millimeter –
arbeit durch das nicht allzu breite Tor winkten. Wir luden schnell aus, bauten die sehr enge Bühne gekonnt so aus, dass alles irgendwie Platz fand und da der für den Mix Verantwortliche noch nicht zugegen war, genehmigten wir uns einen Teller leckerster italienischer Pasta. Ein Bierchen später hatten wir uns im Bühnenraum schon weitgehend so eingerichtet, dass der Mischmann zufrieden sein könnte. War er aber ganz und gar nicht, als er eine dreiviertel Stunde zu spät und 5 Minuten vor Konzertbeginn die Halle betrat, seinen Unmut äußerte, dann seinen Laptop aufklappte und erst einmal sein angefangenes Siedler – Spiel zu Ende zu bringen, welches wahrscheinlich auch der Grund für sein Zuspätkommen war. Tja, und dann begann das, was Luca passend mit „the italien way to have a nice soundcheck“ belächelte: da ja in 5 Minuten das Konzert beginnen sollte war die Hektik vorprogrammiert. Dazu kam, dass sich der Techniker vehement gegen ein Mikro für die Basedrum wehrte, Gitarrenmikros schon gar nicht und die Abnahme des Basses erst recht nicht gingen. Nach wildem Geschrei auf italienisch, einem Mikrotest der Marke „Schrei Du mal bitte rein, ich dreh voll auf und dann langsam wieder runter, bis das Rückkoppeln weg ist“, begleitet von wüsten Gate – Einstellungen, kurzer Zockerpause, kurzer Zigarettenpause und immer wieder beruhigt durch wildes Geschrei – kaum zu glauben, dass 20 Minuten später Woyzeck live zu hören waren – mit Basedrummikro....ich die italienische Mentalität polarisiert: entweder man findet sie wunderbar, oder sie fordert einem Nerven ab wie Drahtseile...dreimal darf geraten werden, wie es den meisten unserer Reisegruppe ging!
Woyzeck jedenfalls zockten ein schönes Set, wurden leider unterbrochen, da sich ja drei weitere Band auf der Bühne tummeln sollten, und nach geklärtem Line – Up wurde dieses noch einmal umgestellt, sodass die Herren von Dean Dirg nach Woyzeck spielen konnten, da bei den Jungs am nächsten Tag eine Fahrt nach Bremen anstand. Es wurde deutlich, dass die meisten Zuschauer (von den viele wohl der Grund für die Bezeichnung Modehauptstadt sind) wegen eben jenen Dean Dirg zugegen waren, da sich nur wenige für Woyzeck interessierten, die Bude aber knackevoll war, als Dirk zu Werke ging. Ebenso schnell, wie er sich gefüllt hatte, war der Konzertraum wieder leer, als wir als dritte Band die Bühne enterten. Glücklicherweise waren die Minnie´s mittlerweile komplett anwesend und auch Paolo war gekommen, der Ex – Schlagzeuger der Minnie´s und unter uns wohl der beliebteste Italiener. So sah der Raum von der Bühne aus nicht ganz so leer aus und die Mucke wurde recht gut, obwohl der Sound oben nicht der Allerbeste war.
Nach uns gab es noch eine kleine Gitarrenkante von der italienischen Band „ - “, die aber in der musikinteressierten Untergrundszene Mailands kaum bis gar keine Beachtung verdient hatte. Schade!
Zugegebenermaßen waren wir aber auch froh, als das Konzert vorbei war, das war aber eher der Tatsache geschuldet, dass mittlerweile die Hälfte unserer Reisegruppe mit harten körperlichen Eskapaden zu kämpfen hatte, Katrin hatte es auch voll erwischt und alle freuten sich auf die Schlafsäcke. Es war auch spät geworden und unser Gastgeber Dani muss morgen um sieben raus.
Also fuhren wir los, ca. eine halbe Stunde quer durch Mailand, kurz an einem Imbiss gehalten und dann zu Dani. Lars und ich machten es uns soeben im Bus bequem und in Italien braucht es dazu nicht einmal die Standheizung!

Mittwoch, 26.03.2008, Zürich, Kalkbreite (CH)

300 Kilometer Fahrt standen heute auf dem Programm, es war also Zeit für ein ausgedehntes Frühstück gegen 11. Zuvor hatte sich Danis Hund seiner grossen (sehr grossen!) Notdurft mitten in der Küche entledigt, Katrin, der es merklich schlechter ging, und ich waren die einzigen Zeugen und so hatten wir die ehrenvolle Aufgabe, noch vor dem Frühstück Hundekacke in Plastiktüten zu füllen. Kurz darauf war die Einkaufsgruppe mit einem Beutel voller Leckereien aus dem Supermarkt zurück und es konnte losgehen mit der Esserei. Es war ein wunderbares Frühstück, draussen schien die warme Frühlingssonne, die Dusche war wie ein Hautwechsel und langsam kamen auch bei den Kranken merklich gute Gefühle zurück, ausgenommen Katrin, bei der es erst richtig losging.
Auf das zu erreichende Fahrziel von heute freuten sich alle d.h.´s schon diebisch, denn zum einen wussten wir bereits um den tollen Sound in der Kalkbreite zu Zürich, zum anderen hatten Teile der Band schon mehrfach das Vergnügen mit den sanitären Gegeben -, sowie Schlafgelegenheiten dieses besetzten Hauses. Nicht ohne einer ordentlichen Portion Vorfreude machten wir uns also gemütlich auf die Autobahn Richtung Schweiz und Alpen. Wir fürchteten uns ein wenig vor der Schweizer Grenze, da die Schweiz ja kein EU – Land ist und wir ein paar Dinge an Bord hatten, die den Zoll sicher interessiert hätten. Und tatsächlich wurden wir gefragt, was der Grund für unsere Einreise sei. Nachdem das Wort „Band“ durch die Seitenscheibe der Fahrertür gewandert war, brach um den Bus herum reges Treiben aus. Der Grenzer machte mit den vorfreudeerfüllten Worten „AAAAhhhh, Band!!“ eine richtungsweisende Handbewegung und eine Minute später räumten wir unsere Schlaf – und Rucksäcke von der Hochetage, um dem kleinen Hündchen Platz zu machen, den die Grenzposten eiligst herbeigeholt hatten. Dieser schnüffelte sich einmal kreuz und quer durch den Bus, schien dabei aber mehr interessiert daran, mit uns zu spielen, als Drogen zu finden. Wahrscheinlich hatte er unsere ehrlichen Gesichter gemustert und gewusst, dass sich da nichts finden lässt. Glücklicherweise durften wir die Backline drin lassen, denn sonst hätte man wohl die T – Shirts, Cd´s und Platten gefunden, die wir schön weit hinten platziert hatten, mit Zoll belegt. Glück gehabt also und niemand wurde festgenommen.
Kurz nach der Grenze wurde der Blick aus dem Fenster zu einer lohnenswerten Angelegenheit, denn die Alpendurchquerung stand kurz bevor. Das Wetter war spitze, die Spitzen waren weiß, das Weiß hat ganz schön geblendet und die Blende der Kamera arbeitete jetzt auf Hochtouren. Vor dem Gotthard – Tunnel gab es einen Stau von ca. einer Stunde, für den man danach aber mit spektakulären Tälern belohnt wurde. Wunderschön!
Je mehr wir uns dem Ziel näherten, desto unspektakulärer wurde die Umgebung, und schließlich erreichten wir die Kalkbreite gegen halb neun, unter normalen Umständen recht spät, nicht jedoch in der Kalki, wo Konzerte frühestens um elf beginnen.
Technikertechnisch hatten wir, wie erwartet, das Kontrastprogramm zu gestern, denn dieser junge Kollege war absolut fit auf seinem Gebiet, man fühlte sich super aufgehoben und alles lief nach Plan. Woyzeck wollten wieder anfangen und so taten sie den Soundcheck. Danach gab es Vokü – Essen und dann eine Aktion, welche die Band Woyzeck wohl am besten beschreibt: Nobse war beim Soundcheck der Bass kaputtgegangen, also machte sich die ganze Band daran, das Problem zu lokalisieren und zu beheben. Dazu wurde, als wäre es abgesprochen, ein Tisch freigeräumt, der Patient Bass darauf gebettet und von Nobse auseinander genommen, während Acke die Lötinstrumente aufbaute und Banschi sich um ein kaputtes Kabel kümmerte. In Minutenschnelle waren die Fehler entdeckt, diskutiert und behoben worden, so wie das auch im sonstigen Bandgefüge gehandhabt zu werden scheint. Ein fantastisch effektiv funktionierendes System, bestehend aus 3 wunderbaren Menschen!!
Nachdem sich etwa 100(!) Leute eingefunden hatten, die ebenso wie der Mischer das Weiß zum Schwarz aus Mailand (weil wirklich an der Musik interessiert) waren, legten die Woyzecks los und ich erlebte den für mich persönlich besten Augenblick der Tour bisher: die drei waren endlich wieder halbwegs fit, was sich dadurch bemerkbar machte, dass von Anfang bis Ende der Show eine geile Energie da war, der Sound noch dazu einfach genial und die Setliste ebenso, weil sich noch der ein oder andere Song darauf befand, der auf der Tour noch nicht zu hören waren. Einfach der Hammer!!
Danach waren wir an der Reihe und wir bemerkten, dass auch wir langsam zu einer Art Spielroutine fanden, über kleinere Fehler wurde einfach hinweggespielt, Soundprobleme wurden wegimprovisiert und alle waren schön drinne. Bei etwas lauteren Gesangspassagen bemerkte man in der Mitte des Sets zwar die Strapazen der letzten Tage und vor allem Nächte in Form von Schwindel, der Spaß aber war größer als die negativen Gefühle und so wurde es insgesamt eine gelungene Show.
Da wir morgen schon wieder sehr früh rausmüssen gab es noch einen Cocktail, für Lars und mich noch ein kurzes Fusi im Bus und jetzt das Kopfkissen ins Gesicht.

Donnerstag, 27.03.2007, Wien, EKH (AUT)

Das Ernst – Kirchweger – Haus in Wien ist uns, wie schon die Kalki gestern, als spektakulärer Konzertort in Erinnerung geblieben. Damals waren wir ja mit Verbrannte Erde unterwegs und es gab Kloppe, Parkplatzbewachung mit Holzgewehr und Lesung mit Volly. Die Freude war also groß und währte sehr lange, denn zwischen Zürich und Wien liegen 750 km und somit 9 Stunden Busfahrt. Also frühstückten wir um neun und begaben uns auf den Weg. Das Entertainment – System des Busses ließ auf der Rückbank keine Langeweile aufkommen, die Musikauswahl vorne allerdings gestaltete sich mittlerweile wie das Vormittagsprogramm im Ersten: eine Wiederholung nach der anderen. Dennoch war die Stimmung gut, als wir nach ellenlanger Fahrt das EKH erreicht hatten. Das Ausladen ging fix, weil mittlerweile jeder Handschlag ins Langzeitgedächtnis gemeißelt war, dieses mal wollten wir die Reihenfolge umdrehen, also wir zuerst und dann Woyzeck, also checkten wir den Sound. Im Keller des EKH wurde alles ziemlich laut, aber recht druckvoll und halbwegs unterscheidbar. Dann gab es Essen, an dem sich Lars nicht beteiligen konnte, weil ihm schlecht war. Auch Katrin zog sich in den Bus zurück, alle anderen genossen einen wunderbaren Eintopf mit Kartoffeln und Brot. Echt superlecker und genau das Richtige nach recht kalten Tagen und Nächten.
Um elf sollte es losgehen, allerdings verzögerte sich der Konzertbeginn bis 23.40 Uhr, weil der Mischmann sich „noch mal kurz auf´s Ohr gehauen“ hatte. Egal, es waren ca. 40 Leutchen anwesend, einige von ihnen taten ihr Möglichstes, dies mit Hilfe von Bier nicht lange zu sein, andere zogen es vor, oben in der Kneipe zu sitzen, anstatt sich die Bands anzuschauen, sodass etwa 15 Mann der Show beiwohnten. Durch den kleinen gesundheitlichen Durchhänger bei Lars wurde es für ihn zu einem nicht besonders schönen Konzert, er quälte sich so über die Runden. Allen anderen ging es ganz gut, bis auf die fast nicht aushaltbare Lautstärke. Aber schön war es trotzdem, und dieses mal durften wir uns nach der Show noch auf Woyzeck, und nicht gleich auf das Bus einräumen freuen. Die drei Mannen bestiegen auch alsbald die Bühne, doch die in der Umbaupause nach oben gegangenen Punker hatten nur noch teilweise das Bedürfnis wieder runter zu schauen, was recht schade war, denn die Mucke der Woyzecks war wieder super, dieses mal musste aber selbst ich mir Zellstoff in die Ohren stecken, denn die wären sonst wohl vor die Hunde gegangen. Es war unglaublich laut, dafür aber auch intensiv und druckvoll. Echt cool also.
Bei unserer gemeinsamen Zugabe wurde es noch mal kurz etwas voller, der Mischer aber hielt „We are the world“ für keine so gute Idee, sodass er nach drei Takten kurz seine Lieblingsmucke einlegte, die auch nach der Show für sehr gute Laune sorgte: Thunderdome at it´s best, und das in voller Lautstärke. Holla.
Danach war es Zeit für eine Runde Kicker. Acke bemerkte, dass wohl einmal eine Kuh in diesem Kicker gelebt haben musste, weil die Ecken aussahen wie die Oberfläche von Kuhfladen. Man konnte genau erkennen, dass dieser Kicker schon einige Bier unfreiwillig in sich ergießen lassen musste. Es gab das Duell Acke + Nobse gegen David + Ecki. Leider verloren wir nicht nur jedes Spiel haushoch, sondern auch unsere Bandehre. Nun gehören wir Woyzeck (oder wir zocken das morgen noch mal im Bus an der PlayStation aus...)!
Da es schon sehr spät war, ging es nach drei Partien auf die beetartigen Matratzen im Oberstübchen des EKH, Lars pennt wie immer im Bus und alle sind sehr müde.

Freitag, 28.03.2008, Hustopece, Pub am Bahnhof (CZ)

Heute morgen forderte die zu Beginn der Tour ausgebrochene Krankheitswelle endgültig das erste Opfer: Katrin war schon seit Tagen ziemlich krank gewesen, es wurde nicht besser, und so verließ sie uns heute morgen mit dem ICE in Richtung Berliner Heimat. Machet jut, Katrin!!!!!
Wir anderen saßen bis zu Banschis Rückkehr vom Bahnhof, er hatte Katrin begleitet, beim Gemeinschaftsfrühstück der EKH–Bewohner, lauschten einiger ihrer Geschichten, aßen Rührei und selbst gezauberten Brotaufstrich, Salat und Brot, tranken Tee. Das Waschen fiel aufgrund der ungewohnten sanitären Einrichtungen eher kurz aus, sodass wir gleich los konnten, als der Banschi da war. Heute ging es also endlich einmal nach Tschechien, das Land, von dem man schon von vielen Bands gehört hatte, dass Auftritte dort immer ein besonderes Erlebnis sind. Unterwegs wurde natürlich die Zocke angeschmissen und die Mannschaften gemischt. Ecki zockte mit Acke, während David und Philipp sich miteinander vergnügen konnten. Ein Vergnügen war dies aber für beide nicht besonders lange, denn als es nach 10 Minuten 2:0 für uns stand, reagierte David leicht ungehalten gegenüber den noch nicht allzu ausgebauten Zockerkenntnissen von Philipp. Die Stimmung in der hinteren Busreihe entwickelte sich von geladen bis hin zu Resignation.
Noch schlimmer wurde das Ganze, als ich danach mit Philipp zockte und wir David und Acke locker und zu null in die Tasche steckten. Ab der 60. Minute sah David nur noch rot und sorgte für den Spielabbruch....danach war mit ihm auch im wirklichen Leben nicht mehr gut Kirschen essen, er war ziemlich sauer.
In der Zwischenzeit waren wir aber angekommen in Hustopece, einem kleinen Dorf mitten in der Provinz Tschechiens, in dem das einzig sich Bewegende die Züge waren, die im 10–Minuten–Takt den nahe gelegenen Bahnhof mit Leben füllten. Der Konzertraum war eine leer geräumte alte VEB-Produktionshalle, in der notdürftig eine Bar gezimmert war, darauf stand die Zapfanlage, die PA war rechts und links von einer Ecke des Raumes auf Tischen gestellt. Der Saal war mit Tischen und Stühlen bedeckt, in der Ecke stand ein Topf mit Catering und Geschirr. Nachdem wir aufgebaut hatten, machten wir uns darüber her, es gab tschechische Krautsuppe mit Pilzen, eine unglaublich leckere Sache, wie ich fand. Leider war nicht ganz so viel da, sonst hätte ich wohl aus reinem Appetit einen halben Topf alleine gegessen.
Heute gab es zusätzlich zu unserem Doppelpack noch eine amerikanische Punkband namens Partyline, die aber zu Beginn des Konzerts noch nicht zugegen waren. Woyzeck fingen an, der Sound war wider Erwarten schön, sehr echt, nah und intim, Die Kälte machte das Ganze irgendwie gemütlich und auch die freudige Reaktion der anwesenden Besucher trug zu einer prima Stimmung bei. Mittlerweile waren auch die Mädels und Jungs aus Amerika eingetrudelt, die Band selbst bestand aus drei Menschen, einmal Gitarre, einmal Stimme und einmal Schlagzeug. Tatsächlich war der Name Partyline passend gewählt, denn Party ging ab, als die Mädels als zweite Band die Menschen bespaßte. Nach einer dreiviertel Stunde waren wir dran und die Leute waren immer noch da. Und sie hatten immer noch Lust zu feiern und Musik zu hören. Die Stimmung war ausgelassen und es schlich sich trotz Kälte ein Wohlgefühl ein, das nach den Erfahrungen in den „übersättigten Metropolen wie Wien und Zürich“, wie es Nobse treffend formulierte, auch bitter nötig war. Man hatte einfach zusammen einen Riesenspaß, man gibt etwas und bekommt etwas zurück.
Nach Ende des Konzertes mussten wir noch ca. 40 Kilometer in die nächste große Stadt fahren, wo unsere Gastgeber wohnten. Nachdem sich beim Warten auf die Abfahrt mehrere Konzertbesucher bei uns für den schönen Abend bedankten (so etwas hatte ich bis dahin nur selten erlebt) hörten wir auf der Fahrt Geschichten über die wirtschaftliche Lage von Roznov, unserer Zielstadt. Als wir einfuhren, ging es schnell noch zur Tanke, um den versiegenden Glimmstengelstrom zu nähren und dann in die Wohnung der Gastgeber, gelegen in einem Neubau, wie wir ihn alle aus guten alten Zeiten kennen. Für Menschen, die hinter der Mauer in einem Neubau gelebt haben, wäre dieser Besuch sicher wie ein Flashback gewesen, denn die Beschaffenheit der Räume, vor allem die der sanitären Anlagen mutete an wie eine Zeitreise. Selbst der Geruch war der Gleiche wie damals in der Paul–Zetzsche–Strasse zu Zeitz.
Die halbe Truppe hockte sich noch zu den netten Gastgebern auf einen Tee in die Küche, während Banschi sich sofort in seinem Schlafsack verdrückte. Und auch Lars und ich liegen wieder im Bus, Lars liest mir noch eine Sexszene aus House of God vor und dann geht das Licht aus.

Samstag, 29.03.2008, Kranj, AKZ Izbruh (SLO)

Nach einem Frühstück mit typisch tschechischem Kuchen, gebacken von der Mama unseres Gastgebers, hatten wir wieder einmal eine nicht allzu kurze Strecke vor uns. Es galt bis 19 Uhr Kranj zu erreichen, die drittgrößte Stadt Sloweniens, gelegen, wie fast das ganze Land, in den östlichsten Zügen der Alpen. Die Länge der Fahrt möchte ich dieses mal in Entertainmentminuten ausdrücken: 1 Film mit Überlänge (SinCity), 4 Folgen Simpsons, ca. 2 Stunden Schlaf und etliche ProEvolutionSoccer – Matches. Zwischendurch gerieten wir noch in eine Verkehrskontrolle der österreichischen Bundespolizei, wo ein netter Mitarbeiter entdeckte, dass unsere Vignette nicht auf die Scheibe geklebt, sondern nur reingeklemmt war. Wohl aufgrund der Tatsache, dass wir die Vignette nach Nutzung hätten weiterverkaufen können, wurden wir angewiesen, sie noch richtig aufzukleben. Dies geschah zur großen Freude im Bus mit den Worten: „Nur Kleben bringt Segen“. Wo er Recht hatte, hatte er Recht, denn das Gelächter war groß.
Quer durch die verschneiten Höhen Tschechiens, eine Autobahn–Sightseeing–Tour bei der Durchquerung Bratislavas, ein kurzer Abstecher zu McDonalds im schon besuchten Neusiedl in Österreich; die Fahrt endete schließlich mit dem schönsten Stück der gesamten Tour bisher: Abenddämmerung um Ljubljana und eben Kranj. Ein strahlend blauer Himmel mit aufsteigendem Dunst aus den Wiesen in den Tälern der Alpen...ein genialer Anblick! Kranj ist umgeben von Bergen und es war nicht leicht, den Spielort zu finden, da die Strassen vielerorts einfach zu Ende waren und auf der anderen Seite von kleinen Erhebungen weitergingen, die man aber anders umfahren musste...verwirrend das Ganze, letztlich aber erreichten wir das letzte große Ziel der Tour und staunten. Der Konzertort war ein stillgelegtes Hallenbad, das zu einer Partylocation umfunktioniert worden war. 2 Floors gab es, der kleinere war unsere Bühne für den Abend, der größere, nämlich das leere Wasserbecken mit eingebauter Bühne, Bar und Brücke, der Backstage – Raum.
Der Aufbau war schnell erledigt, die leckere Gemüsesuppe mit Hühnchen(!!!!!) schnell vertilgt und so konnte das Konzert über die Bühne gehen. Viertel elf schwangen wir die müden Ärsche ein letztes mal hinter die Gitarren und Hauwerkzeuge, Zuschauer waren wenige anwesend, was mir persönlich aber recht egal war, weil der Sound klasse war und das Feeling super. Woyzeck hatten mehr Glück, denn kurz nach Beginn ihres Sets traf eine Bekannte Banschis ein, die ein Gefolge von Freundinnen im Schlepptau hatte, sodass die Resonanz auf das Gespielte nicht an den heimischen Proberaum erinnerte. Leider hatte Banschi einen Saitenriss, dennoch war auch der letzte Auftritt von Woyzeck ein Erlebnis, weil auch vor der Bühne absolut prima Klang herrschte.
Der Abend schien damit eigentlich schon zu Ende zu sein, aber meistens kommt es ja anders als man denkt, und so war es auch heute. Die angereiste Bekanntschaft lud uns kurzerhand nach Ljubljana, ihren Wohn – und Studierort ein, um dort noch ein Bierchen zu trinken und zu nächtigen. Nach Inspektion der Schlafplätze vor Ort hielten alle dies für eine sehr gute Idee und so befanden wir uns eine geschlagene Stunde später wieder in der Hauptstadt Sloweniens, und zwar auf einem riesigen Gelände alternativer Kultur. Wir kehrten in ein gemütliches Kneiplein ein, tranken 2 Bier, unterhielten uns noch ein wenig und fuhren dann zur Wohnung der Überraschungsgastgeberin und deren Mitbewohnerinnen. Aufgrund des mangelnden Vorhandenseins begehbarer Toiletten in Kranj war hier das Bad Anlaufpunkt Nummer eins und nach wenigen Minuten roch es hier genauso gut wie im Tourbus.
Die Zeitumstellung und der frühe Aufbruch morgen zwangen uns aber, den Abend schnell zu beenden und ein letztes mal in die mittlerweile wohlduftenden Schlafsäcke zu kriechen.

Sonntag, 30.03.2008, Heimreise

Nach weniger als 4 Stunden FESTEN Schlafs weckte uns David sanft mit wildem Geklopfe an die Busscheibe. Die Augen standen noch auf halb acht, als sich der Trupp in Richtung Heimat in Bewegung setzte. David war Steuermann und es hiess durchhalten, vor allem für die Berliner, denn Woyzeck hatten ca. 1000 Autobahnkilometer vor sich. Bis nach München verging die Fahrt allerdings wie im Flug, da wir uns bei strahlend blauem Himmel und angenehmen 18°C durch die unglaubliche Landschaft der Hohen Tauern schlängelten. Hinter jedem Tunnel gibt es da eine landschaftliche Überraschung, Wahnsinnsblicke über Bergseen und unbewohnte Täler, Atzen von Bergen rechts und links und haufenweise Schnee auf den Kuppen(hehe). Je weiter wir nach Deutschland reinfuhren, umso realer wurde der Gedanke, dass die ganze Reise schon ihr Ende erreicht hatte und es war ungewöhnlich ruhig im Bus.
In Droyßig lieferten wir Philipp ab, stärkten uns mit heimischer Bockwurst und segelten dann das letzte Stück bis nach Leipzig. Dort war recht schnell der ganze Krempel wieder in den Proberaum getragen und für uns war die Tour vorbei. Wir verabschiedeten Woyzeck und den Bus und fuhren den gewohnten Weg vom Proberaum nach Hause..........

Mittwoch, 19. März 2008

d.h. und Woyzeck gehen auf Tour...DAS TOURMOTTO

Late at night all systems go
You have come to see the show
We do our best You're the rest
You make it real you know
There is a feeling deep inside
That drives you fuckin' mad
A feeling of a hammerhead
You need it oh so bad

Adrenaline starts to flow
You're thrashing all around
Acting like a maniac
Whiplash

Here on the stage the Marshall noise
is piercing through your ears
It kicks your ass kick your face
Exploding feeling nears
Now is the time to let it rip
To let it fuckin' loose
We are gathered here to maim and kill
Cause this is what we choose

Adrenaline starts to flow
You're thrashing all around
Acting like a maniac
here we go

WHIPLASH!!!

The show is through the metal (Anmerkung des Verfassers: Punk) is gone
It is time to hit the road
Another town Another gig
Again we will explode
Hotel rooms and motorways
Life out here is raw
But we will never stop
We will never quit
cause we are not METALLICA !!!!!
WE ARE D.H. and WOYZECK!!!

PS: Dank an Toni!